Fünfzehnter Tag, 18. Sept. 2021

 

Lange Fahrt in den Stora Sjöfallet Nationalpark

 

Der Abschied aus der Region Abisko fiel uns nicht leicht. Das Wetter war immer noch gut und Wanderziele hätte es auch noch gehabt. Trotzdem wollen wir weiter. Wir kommen sicher wieder einmal hierher.

 

Die Fahrt bis hinunter nach Gällivare verlief ereignislos was ja meistens auch gut ist. Wie immer gibt es viel zu sehen. Die Sonne bricht immer wieder durch die Wolken und taucht die Wälder in ein goldenes Licht und die Strasse führt mitten durch. In Gällivare steht wieder ein Besuch beim ICA an. Der letzte Einkauf war am Montag und heute Samstag ist es wieder soweit. Die ICA Kette ist schnell unser bevorzugter Einkaufladen geworden. Die haben ein super Sortiment, kommen sehr gepflegt daher und es gibt sie in fast jedem grösseren Ort. Der ICA heute ist sehr gross und so brauchen wir viel Zeit bis wir alles zusammen haben. Nachher tanken wir noch auf. Das machen wir immer wenn die Anzeige auf 50% gefallen ist. Das ist eine Lehre aus Schottland ;-)

Bei Porjus verlassen wir die E45 gegen Westen und fahren noch 90Km bis zum Stora Sjöfallet Nationalpark. Dort besuchen wir das Naturum. Das ist das Info Zentrum, kombiniert mit einem kleinen Museum, Café und Souvenirladen. Wir fragen auch gleich noch, ob wir auf dem PP über die Nacht stehen bleiben dürfen. Es ist kein Problem, während der Hochsaison geht das aber nicht. Morgen steht wieder eine Wanderung auf dem Programm.

Sechzehnter Tag, 19. Sept. 2021

 

Wandern über der Baumgrenze

 

Heute ist wieder Wandertag. Die Fahrt nach Vakkotavare, unserem Ausgangspunkt dauerte nicht lange. Der PP war schon voll mit schwedischen Wohnmobilen. Die fahren an den Wochenende in Gruppen los und veranstalten irgendwo in der Pampa ihre geselligen Anlässe. Wir haben aber noch genug Platz. Einzig unsere Autonummer wird neugierig registriert.
Es geht gleich richt steil los. Der Weg windet sich durch dichten Birkenwald. Rechts stürzt ein Bach zum See hinunter. Würde man die Birken mit Tannen und Erlen ersetzen, könnten wir auch in der Schweiz sein. Nach einiger Zeit verschwinden die Birken und wir stehen am Anfang einer baumlosen riesigen Hochebene. Im Westen sehen wir die schneebedeckten Berge des Sarek Nationalparks. Wir wandern nun weitere 3 Stunden gegen Norden in der Hoffnung, einen Blick in das nächste Tal werfen zu können. Nur sind die Distanzen hier in Schweden ungleich grösser als in der kleinräumigen Schweiz. Nach 4 Std. sehen wir immer noch nicht in das nächste Tal. Wir machen eine kleine Rast und kehren wieder um. Bis jetzt haben wir nur 5 weitere Wanderer angetroffen. Alles junge Leute die mit Zelt auf Mehrtageswanderungen unterwegs sind.

 

Wir finden auf dem Weg eine schöne blaue Jacke von Arc`terix. Wir treffen später zwei junge Burschen, die die Person angetroffen haben und auch seine Kontaktdaten haben. Wir vereinbaren, dass sie ihm mitteilen, dass wir sie hinunter zum PP mitnehmen. Leider war bei unserer Ankunft niemand da. Nur ein verlassenes Auto mit deutschem Kennzeichen war noch da. Wir warten 45 Min. und als niemand kommt, schreiben wir einen Zettel mit den Infos wo wir zu finden sind und klemmen ihn unter die Scheibenwischer des deutschen Autos. Der Besitzer der Jacke ist aus D. Zurzeit ist die Jacke immer noch bei uns. Mal sehen wie das weiter geht.

Morgen schauen wir uns hier noch ein wenig um und fahren dann vermutlich in den Muddus Nationalpark. Helene befürchtet zwar Wassermangel aber wir haben immer noch ca. 40 l im Tank. Wir sind jetzt schon 6 Tage autark unterwegs. Es ist schon eine tolle Sache, wenn man nur noch selten einen CP anfahren muss. Vor allem in einem Land wie im Norden Schwedens, wo man an vielen Orten seinen Camper über Nacht stehen lassen kann. 

 

Siebzehnter Tag, 20. Sept. 2021

 

Abschied vom Stora Sjöfallet Nationalpark

 

Heute Nacht haben wir durch geschlafen. Das kommt eher selten vor. Aber nach der langen Wanderung von gestern  war das auch kein Wunder. Es ist wieder ein prächtiger Tag. Wir können während des Morgenessens sogar die Schiebetüre offen lassen. Und das Mitte September über dem Polarkreis. Wenn ich da die Winterbilder aus der Schweiz sehe stelle ich fest, dass wir am richtigen Ort sind. ;-)

Heute besuchen wir noch den Wasserfall, der dem Nationalpark seinen Namen gegeben hat. Er ist mächtig, hat aber nicht mehr seine einstige Grösse. Der unterhalb liegende See ist gestaut und so versank ein Teil des Wasserfalls im See. 

Die Wanderung bis dorthin ist wunderschön und wir brauchen entsprechen lange bis wir am Ziel sind. Wir treffen auch noch auf einen Schweden mit dem wir uns sicher mehr als 15 Min. unterhalten. Er wohnt ganz in der Nähe, das heisst auf schwedisch ca. 200 Km von hier. Sein Haus hat 80 Ha Umschwung und sein Nachbar wohnt 80 Km weiter. Er hat viel Humor und wir unterhalten uns gut.

Irgendwann müssen wir aber weiter. Wir fotografieren am Wasserfall und haben noch weitere schöne Gespräche. Die Schweden sprechen alle sehr gut englisch.

Das nächste Ziel ist der Muddus Nationalpark. Dazu fahren wir wieder gegen Süden. Nach Porjus beim Liga Kraftwerg biegen wir auf eine Schotterpiste ab die nach Osten führt. Die Piste ist gut zu fahren. Schlaglöcher fehlen zum Glück. Wir parken gleich auf dem PP beim Eingang. Alleine sind wir nicht aber das Gedränge ist nicht gross. 

Morgen machen wir eine Wanderung zum Muddus Wasserfall. Das sind Hin und Zurück etwa 14 Km. Detail gibt es dann im Nächsten Eintrag.

Achtzehnter Tag, 21. Sept. 2021

 

Szenenwechsel

 

Wir sind gestern Nachmittag am Eingang des Muddus Nationalparks angekommen. Heute Morgen haben wir die Wanderung zum Muddus Wasserfall unter die Sohlen genommen. Der Muddus ist völlig anders als der Stora Sjöfallet oder der Abisko NP. Hier ist dichter alter Wald. Die Birken dominieren nicht mehr. Sie sind nur noch malerische Farbkleckse im dichten Fichten und Föhrenwald. Es ist hier auch viel einsamer. Hier auf dem PP stehen zwar einige Wohnmobile, aber die schönen Wanderungen machen nicht viele.

 

Die Strecke bis zum Wasserfall zieht sich. Es sind nur ca. 7 Km aber wir bleiben immer wieder stehen und warten, ob vielleicht auch irgend ein Lebewesen zu sehen ist. Ausser der Losung von Elchen sehen wir aber nichts. Fast vergessen, ein Birkhuhn haben wir noch aufgeschreckt. 

 

Man kommt nicht ganz Nahe an den Wasserfall. Der Viewpoint ist ca. 120m über dem Fluss und der Wasserfall gegenüber. Wir haben von hier einen guten Blick. Der Fluss hat sich tief eingefressen und so ein enges sehr unzugängliches Tal geschaffen. Aus diesem Grund ist der Wald hier sehr alt. Da der Fluss sich nicht zum Flössen eignete wurde er hier stehen gelassen. Mir gefällt dieser NP sehr gut.

 

Nach dem Wasserfall gehen wir noch weiter und stossen auf ein Camp mit mehreren Hütten. Eine ist öffentlich. Sie darf von Wanderern benutzt werden. Es hat zwei Räume mit Kochgelegenheit und Holzöfen. Sie hat zwei Schlafplätze. Von diesen Hütten hat es mehrere auf der 50 Km langen Route durch den Park. So könnte man die Wanderung in 3 Tage machen und braucht ausser einem Schlafsack und Essen nichts mitzunehmen. Wäre sicher eine tolle Unternehmung. Allerdings eher nicht im Sommer, wenn die Schweden Ferien haben.

Wir kommen wegen unserer Bummelei relativ spät zur Roten Zora zurück und beschliessen, die nächste Nacht gleich auch noch hier zu verbringen. Morgen soll es ja regnen. Wir werden den Tag nutzen um auf dem CP in Gällivare wieder einmal unser Grauwasser abzulassen und frisches Wasser zu tanken. Nach 7 Tagen ist der Frischwassertank fast leer. Wir können so problemlos 7 Tage unterwegs sein ohne einen CP oder Versorgungsstation anfahren zu müssen. Das ist sehr komfortabel.

Neunzehnter Tag, 22. Sept. 2021

 

Mieses Wetter

 

Heute bleiben wir ein wenig länger liegen. Wir liegen wach und tief in unsere Decken eingewickelt, hören wir dem Regen zu wie er auf unser Dach trommelt und auch dem durch die Bäume blasenden Wind. Nach dem Morgenessen geht es auf der Schotterpiste wieder auf die Hauptstrasse zurück. Dort wo die Kiesel schon aus der Spur gestossen worden sind, ist die Piste wegen des Regens ziemlich rutschig. Dabei zeigt sich einmal mehr, dass die auf unserer Zora montierten Conti All-Season Reifen nicht gut sind. In den Steigungen drehen die Räder leicht durch. Diese Erfahrung hat Jens von VanAmericana auch schon geschildert. Diese Reifen werden wir bald austauschen auch wenn sie ihr Lebensende bei weitem noch nicht erreicht haben.
Auf der Strasse  herrscht ziemlich starker Verkehr. Auf den 80 Km bis Gällivare sind uns ca. 50 Autos entgegen gekommen und ungefähr 10 haben uns überholt. In Gällivare treffen wir Tobias, er ist der Besitzer der blauen Jacke die wir vor ein paar Tagen gefunden haben. Er ist froh sie wieder zu haben und wir sind froh sie ihm wieder geben können.

Nach dem Einchecken auf dem Camping Gällivare, hier warten wir das schlechte Wetter ab, gehen wir noch in den Ort hinein. Helene kauft sich einen kleinen Rucksack. Sie hat zwar schon einen, der liegt aber in Central Europe und ist nicht verfügbar. Danach suchen wir noch den Systembolaget auf. Das sind die Läden die alkoholische Getränke verkaufen dürfen. Da kommt Helene`s neuer Rucksack gleich zum Einsatz. Danach flüchten wir zurück auf den CP in unser gut beheiztes Wohnmobil. Das Wetter ist nun noch übler geworden. Mal sehen, vielleicht bleiben wir noch einen Tag länger hier.

 

Zwanzigster Tag, 23. Sept. 2021

 

Ein Regentag auf dem Camping in Gällivare

 

Vom heutigen Tag gibt es nicht viel zu berichten. Es regnet den ganzen Tag. Wir lernen in der Küche des Campings beim Abwasch ein sympathisches Paar aus Deutschland an. Wir kommen ins Gespräch und so dauert dann der Abwasch schnell eine Stunde. Dank ihnen können wir am Abend auch die Waschmaschine des CP benutzen. Diese muss immer vorgängig reserviert werden. Sie sind früher fertig und so können wir die restliche Zeit nutzen.

 

Ansonsten verbringen wir den Tag mit Lesen und Fotos bearbeiten. Auch das Kartenstudium für mögliche Routen in den nächsten Tagen will noch erledigt sein. Jetzt sind wir schon wieder am Kochen. Bratkartoffeln mit Lachs und Salat wird es geben. Das war es auch schon, ich hoffe morgen wieder mehr berichten zu können

Einundzwanzigster Tag, 24. Sept. 2021

 

Von Gällivare zum Storforsen

 

Das Wetter ist immer noch hundsmiserabel. Wir verlassen den CP nun trotzdem. Beim Frischwasser tanken haben wir noch einen längeren Schwatz mit einem deutschen Paar, die auch mit einem Kasten unterwegs sind. Dann fahren wir los in Richtung Lulea und dann zum Storforsen. Die Fahrt verläuft unaufgeregt, es hat nicht viel Verkehr und die Schweden sind in der Regel entspannte Autofahrer. Unterwegs queren wir wieder den Polarkreis. Hier in Schweden geben diese Übergange ein trostloses Bild ab. So auch hier, ein Schild, verfallene Hütten, eine geschlossene Beiz die wohl nie mehr aufgehen wird und das Ganze wird durch eine Menge herum liegenden Schrott komplettiert.

Am späteren Nachmittag erreichen wir den Storforsen. Das ist eine grosse Stromschnelle am Piteälven. Ein mächtiger Strom der hier auf kurzer Strecke 82Hm verliert. Wie erwartet können wir auf dem offiziellen Besucherparkplatz nicht über Nacht stehen bleiben. Einige tun das trotz der Verbotsschilder. Wir finden in der App ca. 4 Km entfernt einen Platz direkt am Fluss. Die Fahrt dorthin gestaltet sich ein wenig abenteuerlich. Auf den letzten 1 1/2 Km ist es nur ein schmaler Weg durch den Wald. Wenden wäre nicht möglich. Es hat tiefe und lange Wasserlöcher. Es schüttelt die Rote Zora ganz ordentlich durch. Bei einer sehr üblen Stelle fallen die kopfüber hängen Kaffeetassen herunter. Ein bleibt ganz, die andere hat einen langen Riss, st aber noch brauchbar. Der Platz ist super, bei schönem Wetter würden wir hier sicher gleich 2 Tage bleiben.

Nach dem Essen laden wir einen Schweden, der dort in seinem PKW übernachtet, zu einem Bier ein. Ich habe mich schon bei unserer Ankunft mit ihm ausgetauscht. Er freut sich sichtlich über die Einladung und es ergab sich ein für uns interessanter Abend. Er ist Südafrikaner, hat den schwedischen Pass und lebt seit 10 Jahren in Schweden. Davor hat er in über 20 verschiedenen Ländern gearbeitet. Wir bekommen auch viele gute Tips bezüglich der Ausrüstung, die man in Schweden im Auto haben sollte. Auch die Information über das Leben im Winter in diesen Breitengraden war sehr interessant.

 

Mitten in der der Nacht dann noch ein wenig Aufregung. Helene weckt mich. Auf der Matratze sei es nass und es rieche so komisch. Tatsächlich war auf dem Leintuch ein grosser runder Fleck. Es roch komisch, auch irgendwie chemisch. Auf jeden Fall eine mysteriöse Sache. Wir zogen das Leintuch ab, dann den Molton

 und immer fanden wir diesen ca. 10cm grossen runden Fleck. Schlussendlich öffneten wir auch die Matratze und auch im Schaumstoff fanden wir diese seltsam riechende Nässe. Wir trocknete das Ganze so gut es ging und  zogen die Leintücher und den Molton ab. 

Am Morgen fiel bei mir dann der Groschen. Helene hatte am Donnerstag spät Abends ja noch gewaschen. Am Freitag Morgen legte ich die Flasche mit dem flüssigen Waschmittel auf das Bett, um es dann während des Frischwasser Tankens im Heck in die Kiste zu verstauen. Ihr habt richtig geraten, der Deckel war nicht richtig drauf und so ist eine kleine Menge im Bett versickert. Dafür war die Schweinerei in der Kiste um so grösser. Zum Glück haben wir Euroboxen aus Plastik, sonst wäre wohl der ganze Laderaum versaut worden.