Fünfzehnter Tag, Sonntag 27. März 2022
Heute sind wir nur ca. 1 Std. gefahren und sind gerade am Stellplatz in Binic angekommen. Ein kleiner Ort mit schönen Stränden und einem grossen Hafen für Segelboote aller Grössen. Der SP ist relative gross, wenn es denn sein muss, haben hier sicher 40 Wohnmobile Platz. Bisher sind wir in Frankreich nicht frei gestanden. An der Küste in der Normandie und auch hier in der Bretagne will man das offenbar nicht. Die Parkplätze haben fast alle Höhenbeschränkungen und die Verbotsschilder sind sehr zahlreich. Geht man von der Küste weg, sind die Möglichkeiten wieder zahlreicher. Geht man aber gerne in die Dörfer wie wir das tun ist ein SP oder CP die beste Lösung. Die liegen fast immer in vernünftiger Gehdistanz zum Zentrum, da braucht es nicht einmal Velos. Einzig in Etretat dauerte der Fussmarsch mit 20 Min. etwas länger.
Nach dem wir auf dem SP angekommen sind schwatzen wir noch ein wenig mit unserem Nachbarn. Das geht so schlecht und recht. Je länger wir hier sind umso öfter kommen uns wieder Wörter in den Sinn,
die schon tief in den Windungen unserer Gehirne verstaubt waren. Er ist gerade damit beschäftigt seine SAT Antenne auszurichten. Da sei sehr wichtig sagt er, denn schliesslich sei heute Abend ein
F1 Rennen irgendwo im arabischen Raum.
Wir gehen hinunter in den Hafen und bestaunen die vielen Boote. Es hat schöne Yachten aber eine Oligarchenyacht ist offenbar keine da. Der Hafen ist wohl zu klein. Ein schöner Weg lädt zu einem
Bummel der Küste entlang ein. So um ca. 15 Uhr gibt es in den Beizen wieder Platz. Vorher ist alles voll, die Franzosen zelebrieren ihr Déjeuner ausgiebig. Das dauert offenbar mindestens 2 1/2
Std.. Wir haben wieder einen guten Tischen an einer belebten Ecke erwischt. Da gibt es soviel zu sehen, dass wir es problemlos eine volle Stunde aushalten. Doch es wird allmählich wieder kühler
und wir verziehen uns wieder in die rote Zora auf dem SP.
SP Bini: 48.6004, -2.8357, einfacher SP, V/E möglich, 6 Euro
Sechzehnter Tag, Montag 28. März 2022
Wir verlassen den Stellplatz im Verlaufe des morgens und steuern als erstes einen Super Intermarché an. Im Kühlschrank hat es wieder viel leeren Platz. Nach dem Einkauf entdecken wir gleich
nebenan eine Adblue Tanksäule. Wir haben jetzt genau 4500 Km seit der letzten Füllung zurückgelegt und da gerade vor ein paar Tagen wieder jemand im Wohnmobilforum Schweiz nach dem Adblue
Verbrauch gefragt hat ist das jetzt eine gute Gelegenheit nachzufüllen und den Verbrauch festzustellen. Wir tanken genau 8L. Das ergibt einen Verbrauch von 1.8l/1000km. Das ist weniger als ich
geschätzt habe.
Als Ziel haben wir uns einen CP in Kercoz ausgesucht. Er hat sehr gute Kritiken, wir werden sehen. Inzwischen sind wir bezüglich den Kommentaren und Bewertungen von Plätzen vorsichtig geworden,
gegenüber den Guten wie den Schlechten.
Ich habe im Navi die Autobahnen deaktiviert. So fahren wir über kleine Nebenstrassen mehr oder weniger der Nordküste der Bretagne entlang. Kurz vor Paimpol entdecken wir ein Hinweisschild das auf
ein altes Kloster hinweist. Wir biegen kurz entschlossen ab und parken. Leider ist es aber noch geschlossen, es öffnet erst um 14:00 und wir müssten über eine Stunde warten. Wir sehen es uns kurz
von aussen an. Es liegt schön am Meer und hat einen sehenswerten Garten.
Der anvisierte CP, Camping de la Corniche, liegt schön oberhalb der Küste. Leider liegt er an einem schrägen Hang, hier würden nicht einmal Keile helfen um Zora nur einigermassen gerade
hinzustellen. Zudem liegt er ziemlich abgelegen. So konsultieren wir die App P4N und finden direkt am Meer in Locquirec einen CP der offen hat. Wir bekommen einen Platz direkt am Strand und
beschliessen 2 Nächte zu bleiben. Am späteren Nachmittag spazieren wir dem Strand entlang. Wir geben vermutlich ein seltsames Paar ab. Ich barfuss mit hochgekrempelten Hosenbeinen im seichten
Wasser, Helene mit Schuhen, Wanderhosen und Goretex Jacke weiter oben im Sand ;-)
Der Abend ist gemütlich, inzwischen gibt es ab und zu ein paar Regentropfen. Das stört uns aber nicht weiter.
Siebzehnter Tag, Dienstag 29. März 2022
Der Tag beginnt diesig und neblig. Auf dem Platz herrscht Aufbruchstimmung. So ca. jeder Dritte verlässt den Platz. Viel ist hier im Gegensatz zu anderen Orten wie Dinard oder Etretat nicht los.
Uns ficht das allerdings nicht gross an. Der einzig daraus resultierende Nachteil ist, dass leider auch viele Beizen immer noch geschlossen haben.
Wir wandern heute quer über die Bucht zum Port von Locquirec. Am späteren Vormittag herrscht Ebbe und so können wir direkt über den Sand in einem grossen Bogen hinüber spazieren. Von dort geht es
weiter bis zur Pointe de Locquirec und auf der anderen Seite zurück. Wir sehen viele alte herrschaftliche Häuser, leider sind viele in einem schlechten Zustand. Ich vermute, dass viele unter
Schutz stehen und der Unterhalt Unsummen kostet. Vor allem wenn mit den Reparaturen zu lange gewartet wird.
Nach dem wir wieder zurück sind, pflege ich das Dolce far Niente. Das heisst ich sitze draussen und lese. Helene hingegen will sich die andere Seite der Bucht ansehen und spaziert weiter.
Gegen Abend konsultieren wir wieder mal die Karte und beraten, wo es als nächstes hingehen soll. Eine Tour durch die Normandie ist es schon lange nicht mehr. Wir halten uns ja schon fast eine
Woche in der Bretagne auf. Der Reiseführer Normandie hat nicht überzeugt. Zu viele Hinweise betrafen Objekte die vor April gar nicht offen sind. Auch Hinweise zum Übernachten helfen nicht, wenn
diese erst im April öffnen. Weiter gehen viele Ratschläge davon aus, dass man Velos dabei hat. Wir machen nun einfach mit der Umrundung der Bretagne weiter.
Dabei gehen wir immer so vor, dass wir uns mit Google einen interessanten Ort suchen, z.B. einen Küstenabschnitt. Dann suchen wir einen Übernachtungsplatz und schauen dass wir dort vor 12 Uhr
eintreffen. So haben wir genügend Zeit uns dort umzusehen und dann am nächsten Tag weiter zu ziehen. Ist der Ort besonders schön bleiben wir auch mal zwei Tage.
Morgen geht es nun an die Westküste der Bretagne in die Nähe von Kervilon.
Achtzehnter Tag, Mittwoch 30. März 2022
Wieder ist der Tag fast vorbei, Zeit wieder etwas zu schreiben. Heute sind wir fast 2 1/2 Std unterwegs gewesen. Auf Nebenstrassen immer in der Nähe der Küste. Es lohnt sich sehr im Navi die
Autobahnen und Schnellstrassen zu sperren. Es hat viele Strassen die auf 3.5t limitiert sind. Mit unserer Zora dürfen wir das aber alles fahren. Auch in den teilweise engen Dörfern kommen wir mit
unserer Breite von 2.05m gut zurecht.
Am Ende dieser Fahrt erreichen wir einen schönen Stellplatz bei Trézien in der Gemeinde Plouarzel. Der SP ist nur ca. 50m von der Steilküste entfernt und bietet eine gute Sicht auf das Meer. Er
kostet ohne Strom 6 und mit Strom 11 Euro. Das aber erst ab 1. April. Wir staunen immer wieder wie günstig die SP im Vergleich zur CH sind. Und dann sind sie sehr oft so super gelegen, dass man
es auch auf einem Freistellplatz nicht besser hat.
Nach dem Ankommen richten wir die Zora ein wenig aus. Die neue Luftfederung auf der Hinterachse hilft hier ein wenig. Wobei, perfekt muss es ja auch nicht sein. Danach erkunden wir ein wenig die
Gegend und wandern in beiden Richtungen auf dem Küstenpfad. Das Wetter ist gut, einzig ein kalter Wind verhindert das draussen Sitzen.
Morgen werden wir dann ca 1/2 Std weiter nach Süden fahren. Ziel ist der Ort Plougonvelin.
Neunzehnter Tag, Donnerstag 31. März 2022
Heute machen wir nur einen kleiner Hüpfer, das heisst nach einer halben Stunde Fahrt sind wir schon am Ziel. Wir sind in Plougonvelin auf einem schönen SP mit einer tollen Sicht auf das Meer. Das Wetter ist gut, allerdings herrscht ein starker Wind der gemäss Wetter App mit ca 37km/h bläst. Die vielen Böen erreichen bis 80km/h.
Entgegen unserer Erwartungen gibt der Ort nicht viel her. Oben ein kleines Zentrum mit einer Bäckerei, ein paar Beizen und ein wenig ausserhalb ein Intermarché. Der touristische Teil unten am
Strand ist verlassen. Auf Balkonen klappern Plastikmöbel im Wind und an den Häuser schlagen alte Fensterläden regelmässig auf. Wir kommen uns vor wie in einem Italowestern, nur das die
Holzschuppen durch moderne Touristikbauten ersetzt wurden. Es hat viele prächtige Häuser die offenbar nur an den Wochenende oder in den Ferien bewohnt sind. Geschützt sind sie durch hohe Mauern
und blickdichten breiten Toren. Alles in allem ein wenig attraktiver Ort. Das beste ist hier die Lage des Stellplatzes.
Den Nachmittag verbringen wir in der vom Wind geschützten der Zora. Morgen werden wir die Stadt Concarneau besuchen in die auch Kommissar Dupin strafversetzt wurde. Wir gehen allerdings
freiwillig.
Zwanzigster Tag, Freitag 1. April 2022
Wir verlassen unseren Platz früh. Das Wetter hat bereits bemerkt, dass nun April ist und es ist entsprechend wechselhaft. Innerhalb einer halben Stunde haben wir strahlendes Blau am Himmel, dann
ein Regenschauer und bald auch Graupel. Unsere erste Station ist der Intermarché des Ortes. Unser Kühlschrank ist wieder einmal fast leer. Viele Intermarché haben auch eine Tankstelle und es
erwartet uns eine positive Überraschung. Der Diesel ist über Nacht 28 Cent billiger geworden. Offenbar sitzt bei Macron die Aktion der Gelbwesten immer noch in den Knochen.
Ich gebe unser heutiges Tagesziel, das Städtchen Concarneau in das Navi ein. Ich wundere mich ein wenig über die lange Strecke und die angegebene Zeit. Denke aber nicht weiter darüber nach. Die
Route führt uns mitten durch Brest. Mir fällt hier wieder einmal die Disziplin der französischen Autofahrer auf. Ja ihr habt richtig gelesen. In den Ortschaften gibt sehr viele 30iger Zonen und
da halten sich fast alle daran. Natürlich wird der Vorschrift mit teils aggressiven Schwellen Nachdruck verschafft. Trotzdem in der Schweiz kenne ich das so nicht. Nach Brest nehmen wir die
mautfreie Autobahn. Nach Quimper kommen Schilder wie Concarneau in 20km. Da beginnt es bei mir zu dämmern, meine Koordinaten Eingabe des SP in Concarneau kann nicht stimmen. Zum Glück kommt
gleich ein Rastplatz und die Sache kann überprüft werden. Und tatsächlich, da muss irgendjemand das Navi manipuliert haben. Da sind doch wirklich die Koordinaten von Saint Nazaire drin. Nach der
Korrektur sind es dann nur noch 30 Min. bis zum SP. Dieser liegt nahe am Zentrum. Es ein grosser Parkplatz auf dem ein Bereich für Wohnmobile reserviert ist.
Concarneau gefällt uns gut. Am Hafen ist gerade Markt. Wir plaudern an einem Stand mit einem älteren Bretonen der Trockenwürste verkauf . Wir haben inzwischen soviel Routine, dass wir uns
verständigen können. Wir wundern uns immer wieder, wieviel wir von unserem Schulfranzösisch ausgraben können. Wir kaufen schlussendlich 3 Würste für 12 Euro. Bei uns in CH hätte vermutlich eine
schon mehr gekostet. Ein paar Verkaufsstände weiter probieren wir eine Paste aus getrockneten Tomaten, schmeckt super. Auch plaudern wir ein wenig.
Anschliessend bummeln wir durch die von Mauern umgebene und auf einer Halbinsel liegende Altstadt, genannt Ville Close. Auch hier hat es viele Touristenläden und Beizen aber nie in dem Ausmass
wie auf Mont Saint Michel. Auch die Preise sind fair und etwa gleich wie in der restlichen Stadt.
Den Hunger stillten wir im Cafe de l'Atlantic. Das
liegt ganz unten am Hafen, ein wenig weg vom Trubel und bekommt von uns eine absolute Empfehlung. Gutes Essen, sehr freundliches Personal und ein gemütliches Ambiente. Es waren offensichtlich
viele Einheimische dort. Der Chef erzählt uns, dass er mal in Wengen gearbeitet hat und die Kellnerin arbeitete schon in Lausanne. Nachher besuchten wir das Marinarium. Das liegt gleich um die
Ecke. Auch das war sehr interessant und ein Besuch lohnt sich.
Morgen geht es weiter nach Saint Nazaire in den Nachbarort Saint-Brevin-les-Pins. Ein Tip der Kellnerin beim Mittagessen. Mal sehen ob er gut ist.
Einundzwanzigster Tag, Samstag 2. April 2022
Eigentlich wollten wir einen Stellplatz im Hafen von Saint Nazaire ansteuern. Die Bedienung im Cafe d'Atlantic, wo wir gestern zum Mittagessen waren, meinte wir sollten doch nach
Saint-Bervin-des-Pins gehen. Das sei viel schöner. Als wird dort dann noch einen gratis SP finden, ändern wir unsere Pläne. Die Fahrt über 230km verläuft ereignislos, heute Samstag ist noch
nicht viel los. Das wird dann an unserem Zielort mehr als kompensiert. Rund um den Stellplatz herrscht Rambazamba. Gleich daneben ist offenbar ein Sportzentrum mit Fussballplätzen und
Leichtathletik Anlagen. An beiden Orten sind Wettkämpfe im Gang. Auch Teile des SP sind mit PKW's zugestellt. Wir sind einmal mehr froh, einen kleinen Kastenwagen zu fahren. Auch Abends fahren
immer noch grosse 7.5m lange Teilintegrierte ein und nerven sich.
Am Nachmittag spazieren wir mehrere Stunden gemütlich dem Strand entlang, bis hinauf zur Autobrücke über die Loire über die auch wir gefahren sind. Die Loire ist hier bei Flut fast einen
Kilometer breit. Auf der gegenüber liegenden Seite werden zwei grosse Kreuzfahrtschiffe gebaut. Eines ist fast fertig. Leider herrscht gerade Ebbe und die grosse Seeschlange liegt auf dem Trockenen.
Zurück in der Zora legen wir das Ziel für Morgen fest. Wir werden nach Azar-le-Rideau fahren. Das liegt an der Indre, einem Nebenfluss der Loire und hat ein schönes Schloss. Der Stellplatz liegt gleich nebenan. Die Fahrt ohne Autobahn wird ca. 5 1/2 Std dauern.