Unsere erste grosse Reise mit dem eigenen Kastenwagen.

Erster Tag, 4. Sept. 2021

 

Kurz nach Mittag sind wir gestartet. Eigentlich wollten wir erst am Sonntag losfahren. Als aber alles bereit war gab es keinen Grund mehr zu warten. Wir schafften an diesem Tag die ersten 460 Km. Die Fahrt war problemlos. Übernachtet haben wir an einem Parkplatz im Grünen kurz vor Fulda und nicht weit von der Autobahn, der an Arbeitstagen als Pendlerparkplatz dient. Jetzt von Samstag auf Sonntag war es kein Problem dort zu stehen.

Zweiter Tag, 5. Sept. 2021

Heute lief nicht alles rund.... grummel......

 

Gleich zu Beginn sei es gesagt, dieser Tag wird nicht zu meinen Favoriten gehören. Der Morgen ist schön, ein leichtes zartes rot im Osten. Nach der morgendlichen Routine folgt ein gutes Frühstück. Dazu das Nussbrot der Bäckerei Helfenstein Aesch. Wer es kennt weiss wie gut es ist.

Dann der Start zur Weiterfahrt, ich drehe den Zündschlüssel ---> Motorstörung sagt mir Fiat. Ungläubig schaue ich auf die Anzeige, die Karre ist doch neu das kann nicht sein. Also nochmals, dieses Mal auf schlechte Neuigkeiten gefasst. Wieder das Gleiche aber der Motor läuft. Ok, Fiat Handbuch hervorkramen und Fehlermeldung suchen. Inzwischen ist eine Meldung aufgetaucht. Die Funktion "Start/Stop" geht nicht. Zudem leuchtet noch das Symbol Motorstörung. Diese leuchtet aber auch, wenn z.B. das Füllen von Adblue notwendig ist. Fiat sagt im Handbuch sofort Servicestelle aufsuchen. Super, es ist Sonntag. Ich fahre ein paar Meter und stelle fest, dass das Auto gut läuft. Von einem essentiellen Problem ist nichts zu spüren. Die Start/Stop Automatik ist sowieso Shit, ich schalte sie jedesmal nach dem Starten des Motoers aus. Wir nehmen an, dass das Problem nur da liegt und fahren los. 
Bei der ersten Tankstelle füllen wir sicherheitshalber AdBlue nach. Es passen sage und schreibe 10l hinein und das nach 3600km. Das war bei den Euro 6 Motoren noch nicht so. Offensichtlich brauchen die neuen Euro 6D temp Motoren massiv mehr AdBlue.

Die Strecke von Hannover bis nach Hamburg und an Hamburg vorbei war ein einziger Alptraum. Miserable Strassenbeläge, da haben wohl Deutschland und Italien die Rollen getauscht. Dann massenweise Baustellen und zu guter letzt ist dann noch nach dem Elbtunnel auch die Autobahn in Richtung Flensburg gesperrt. Nach ca. 4 Std. Stau nochmals ein sehr mühsamer Stop&Go durch Hamburgs Quartiere. Danach haben wir nach 9 Std. Fahrt genug.

 

Wir suchen uns einen Stellplatz und Helene schlägt einen vor, der in Gettorf liegt. Das ist perfekt sage ich, denn dort im Ort hat es auch eine Servicestelle von Fiat Professionel wo ich mit unserem Problem noch vorsprechen wollte. Als wir dort ankommen stellen wir fest, das es nicht nur ein super eingerichteter SP ist sondern dass er auch von der  Fiat Professional Garage betrieben wird. 

 

Der Abend ist schnell vorbei. Vor dem Van in der Sonne gemütlich einen Apéro geniessen, Blog schreiben, Helene kocht ein gutes Essen und schon wir es langsam dunkel. Nach ein wenig Stöben in den Social Media ist Ruhe im Van.

Dritter Tag, 6. Sept. 2021

 

Und es geht doch!

 

Heute läuft wieder alles rund. Um 8:00 öffnet die Servicestelle von Fiat Professional in Gettorf. Das Personal ist sehr freundlich und hilfsbereit. Mit Hilfe des Fahrzeugausweises regeln sie gleich die ganze Geschichte mit der Garantie und 15 Min. später steht die Rote Zora bereits zur Inspektion in der Halle. Die Ursache der Störung ist bald eruiert. Der Partikelsensor ist defekt. Der ist nach kurzer Zeit ausgetauscht und so geht die Reise um ca 9:15 weiter. 

Im Gegensatz zu gestern läuft der Verkehr flüssig. Bald sind wir an der dänischen Grenze. Die Pässe und das Covid Zertifikat werden genau angeschaut. Da sieht man wieder einmal was die Berichte aus den Social Media wert sind. Dort wird oft geschrieben, dass die Kontrollen sehr lasch seien. Dem ist gar nicht so. Die Fahrt durch Dänemark geht gut und entspannt vor sich. Mit fällt die Disziplin der dänischen Autofahrer auf. Da wird konsequent rechts gefahren. Auch die Drängler sind nicht zu sehen. Ein wohltuender Unterschied zur Schweiz und zu Deutschland.

 

Bei der Störebeltbrücke habe ich ein kleines Problem. Wir sind in der Spur für die Barzahlung der Maut. Da steht dann ein Automat und ich frage mich, wo zum Teufel ist der Schlitz für die 50 Euro Note? Die gute Fee ist aber schnell zur Stelle. Die Öffnung ist gleich vor meiner Nase. Die Lehre ist, dass man vor einer Mautstelle besser die Sonnenbrille mit der Lesebrille ersetzt.

Nach Kopenhagen folgt dann die Öresundbrücke. Auf einem Parkplatz montiere ich das Erfassungsgerät von BroBizz an der Windschutzscheibe. Das hatte ich schon vor 6 Wochen bestellt und mit dem BroPas verknüpft. Wer diese Dinger nicht kennt kann sich hier schlau machen. Sie dienen der automatischen Erfassung der Maut. Wir sind nun gespannt, ob das Ding funktioniert. Wir sind erleichtert, die Schranke geht hoch. Am Zoll werden die Pässe wieder genau kontrolliert, ein kurzer Schwatz mit dem Zöllner und wir sind durch.

Nun fahren wir auf der Autobahn in Richtung Göteborg. Bald einmal besteht Helene darauf einen Übernachtungsplatz zu suchen. In P4N werden wir nicht fündig respektive die Plätze in der Nähe passen mir nicht. In der Camping-app.eu werden wir fündig. Bei Rögle in der Nähe von Ängelholm finden wir Platz auf einem kleinen Stellplatz an einem Teich. Weit weg von Lärm und Strasse. Bald sitzen wir vor der Zora und starten den Abend mit einem Aperol Spritz.

Vierter Tag, 7. Sept. 2021

 

Von der Westküste bis zum Nordende des Vänernsee.

 

Beginnen tue ich mit einer kleiner Episode von gestern Abend. Immer bevor wir schlafen gehen, schliesse ich die Rote Zora mit der Zentralverriegelung ab. Damit ist auch die Alarmanlage scharf. Helene äusserte dann plötzlich den Wunsch über Nacht ein Dachfenster ein wenig offen zu lassen. Ein Wunsch der besten Ehefrau der Welt ist für mich natürlich ein Befehl, dem ich sofort nachkomme ohne nachzudenken. Ihr wisst was nun kommt, genau. Die Alarmanlage tat ihren Dienst und ein Höllenspektakel ging los. Hektisch suche ich im Dunkeln nach dem Schlüssel. Zum Glück ist er am richtigen Ort und kann so den Lärm beenden. Wir waren mit zwei anderen Womos auf dem SP. Wir wissen wer es war ;-) Die anderen Beiden haben je zwei Verdächtige.

 

Wir verlassen den Platz am Morgen als erste. Wir stehen morgens lieber zeitig auf und sind so relativ früh an einem  neuen Übernachtungsplatz. Umgekehrt besteht die Gefahr, dass die Plätze besetzt sind. Die Fahrt geht zügig voran in Richtung Göteborg und dann hinauf auf der E45 nach Norden. Unterwegs lerne ich, dass auch schwedische Tankstellen ihre Tücken haben können. Wir kaufen hier gleich noch eine 100GB Datenkarte von Halebop für ca. 40 Euro. Auch hier brauche ich für die Aktivierung die Hilfe des dortigen Personals. Ich verstehe die nur in Schwedisch verfügbare Anleitung nicht.

 

In Säffle ist einkaufen angesagt. Nach drei Tagen brauchen der Kühlschrank Nachschub. Beim Einräumen der Einkäufe kommt ein älterer Herr zu uns und fragt uns in gutem Deutsch woher wir kommen. Wir kommen ins Gespräch und er erzählt uns, dass er schon seit 1962 einen Brieffreund in Rheinfelden habe. Er sagt uns auch wir müssten unbedingt nach Lappland, sagte aber auch dass es für dieses Jahr zu spät sei. Ich mag solche spontanen Begegnungen.

Danach fahren wir ein Stück weiter nach Norden zum Platz den Helene mit Hilfe einer App gefunden hatte. Es ist 16:00 und es ist erst ein schwedisches Womo da. So können wir uns schön an das Ufer stellen. Es weht ein kräftiger Wind . Dank den magnetischen Gläsern von Silwy können wir den Apero trotzdem draussen geniessen. Die halten auf dem Tischchen auch heftigen Böen stand.

 

Fünfter Tag, 8. Sept. 2021

 

Viele Wälder und Seen

 

Nach einer ruhigen Nacht haben wir unseren Stellplatz zeitig verlassen. Nicht aber ohne uns selbst ein kleines Problem zu kreieren. Ist ja sonst zu langweilig. Einer von uns beiden wollte den Wechselrichter einschalten und aktivierte aber versehentlich das Setup des Batteriecomputers. Beim Versuch diesen wieder zu verlassen, verschlimmerten wir das Problem. Man sollte das Handbuch lesen, wenn man die Bedienung nicht kennt (gilt für mich) und nicht einfach herum probieren. Es endete damit, dass der Batteriecomputer völlig falsche Werte anzeigte. Auf die Funktion der Bordelektrik hatte es keinen Einfluss, stören tat es mich aber trotzdem. Ein Telefon in die Schweiz zur Fa. Womorol von  Roland Kuoni, der die Bordelektrik ausgebaut hatte, brachte die Lösung. Roland Kuoni kann ich übrigens jedem empfehlen, der an seinem Kastenwagen die Elektrik, eine Schiebetür Zuziehhilfe oder eine TTT Toilette haben möchte.

 

Die Route nach Norden mit der Nr. E45 führte uns entspannt nach Norden. Es herrschte so gut wie kein Verkehr. Die Wälder und Seen dominieren. Wir hielten immer wieder an, um schöne Ecken zu geniessen und ein paar Fotos zu machen. In der Nähe von Sveg haben wir wieder einen schönen Platz an einem See gefunden. Auf dem Weg dorthin haben wir allerdings eine unschöne Begegnung. Auf einer schmalen ehemaligen Eisenbahnbrücke, die heute von Fussgängern und Auto genutzt wird, kam uns ein Einheimischer mit seinem Auto entgegen. Das Kreuzen ging gut aber er zeigt uns erbost den Stinkfeiner. Ihm hatte unsere Durchfahrt dort offenbar missfallen. Irgendwelche Verbotstafeln gab es keine und auch die Tragkraft der Brücke war mit 7T angegeben. Ich hätte ja gerne gewusst wo das Problem war. Er fuhr aber einfach weiter.

Nun stehen wir am See, Helene kocht und ich schreibe wieder am Blog und geniessen den Abend. Morgen geht es dann wieder weiter hoch nach Norden. Für das Wochenende ist Regen angesagt. Mal sehen ob wir in diesem Jahr den Vildmarksvägen noch fahren können

Sechster Tag, 9. Sept 2021

 

Immer weiter nach Norden

 

Heute sind wir wieder ein gutes Stück weiter nach Norden gekommen. Wir stehen zum ersten Mal auf einem Campingplatz. Dieser liegt am Vildmarkswägen in Gäddede. Das liegt dicht an der norwegischen Grenze, zwischen dem 64sten und 65sten Breitengrad. Die Fahrt bis hierher war sehr entspannt. Wir hatten die Strasse über lange Zeit ganz für uns alleine. Nur Wälder, wunderschöne Seen, die Strasse und wir. Mir graut es bereits jetzt schon vor den Schweizer Autobahnen.

Wir haben bis jetzt ca. 2'700 km zurückgelegt. Der Spritverbrauch liegt gemäss Tripcomputer bei 8.4l/100Km. Das dünkt mich ein guter Wert für ein Gefährt mit 3.5T und 2.3L Motor mit Automatikgetriebe. Ich fahre allerdings auch sehr zurückhaltend, wir haben ja viel Zeit und es spielt absolut keine Rolle wann wir wo sind. Ein Luxus dem man viel leichter frönen kann, wenn man nicht mehr zur Arbeit muss. 

Morgen geht es weiter auf dem Vildmarksvägen. Dieser ist sehr populär. Es hat auch jetzt noch zahlreiche Wohnmobile hier. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie das hier in der Hochsaison zu und her geht.

Während ich hier am Blog schreibe werkelt Helene in der Kombüse an einer Carbonara. Ein Standardmenu bei uns. Morgen geht es dann wieder weiter.

Siebter Tag, 10. Sept 2021

 

Ein Tag der Wasserfälle

 

Heute Morgen sind wir erst gegen 10 Uhr vom Camping weggekommen. Am Morgen hatte es dicken Nebel, so dass wir ein wenig länger liegen geblieben sind. Dann haben wir zum ersten Mal Grauwasser entsorgt und Frischwasser getankt. Der Camping hat uns gut gefallen. Er hat eine gute Lage am Seeufer. Die Infrastruktur ist zwar schon einige Jahrzehnte alt, was in vielen Bewertungen bemängelt wird, uns ist das aber egal. Toiletten und Duschen werden sauber gehalten. Die Betreiber sind sehr freundlich und hilfsbereit.

Unser erstes Ziel ist heute der Hällingsafallet. Die Hinfahrt dauert ein wenig, führt die Route doch über eine 22Km lange Schotterpiste die mit vielen Schlaglöchern aufwartet. Am Parkplatz angekommen, kontrollieren wir zuerst noch ob alle unsere Zähne noch fest sitzen. Der Wasserfall ist imposant. Er stürzt über 43m seitlich in eine Schlucht. Der Fluss fliesst dann quer zum Wasserfall weg. Wir verbringen ca. 1 1/2 Stunden mit Schauen und Fotografieren. Auch die Drohne habe ich noch kurz fliegen lassen.

Dann fahren wir den ganzen Weg wieder zurück bis Gäddede und folgen dann weiter dem Vildmarksvägen. Kurz vor dem Hochplateau halten wir noch einmal an. Hier hat es einen weiteren Wasserfall namens Gaustafallet. Auch dieser ist mächtig und attraktiv. Wieder Fotografieren und Drohnenfliegen. Gerade bei diesen grossen Wasserfällen ist die Drohne sehr hilfreich. Sie ermöglicht Bilder aus Blickwinkel die vom Ufer aus nicht machbar oder zu gefährlich sind.

Als wir hier wegfahren stellt sich langsam die Frage nach einem Übernachtungsplatz. Also sehen wir uns beim weiterfahren nach möglichen Plätzen um. Die Landschaft wird immer karger, wir erreichen den höchsten Punkt mit 876m ü.M. Auf dem Stekenjokk Plateau hat es einen riesigen Parkplatz. Es stehen zwar schon ein paar Womos da aber es hat sehr viel Platz. Wir beschliessen auch hier zu bleiben. Es wir eine sehr kalte Nacht werden. Zum Glück haben wir Stromkapazität im Überfluss. Wir richten uns ein und Routine kehrt in der roten Zora ein. Das heisst, Helene kocht und ich schreibe am Blog, lade Akkus auf (nicht nur meine ;-) ) und kopiere die Fotos des heutigen Tages auf die Festplatte.

Morgen geht es dann weiter in Richtung Vilhelmina. Auch da hat es einige Sachen die wir uns dann ansehen wollen.